Die letzte analoge Großformatkamera, mit der ich beruflich gearbeitet habe war die Sinar p2. Das Schweizer Präzisionsgerät ließ bei der Qualität und Bedienung keine Wünsche offen. Leider ist diese Art der Photographie (im Profibereich) für immer vorbei.
Technische Daten und Bedienelemente:
Typ: Großformat-Balgenkamera mit optischer Bank Aufnahmeformat: 4x5 " (10x12,5 cm) Planfilme in Doppelkassetten Objektive: Sinaron oder Schneider-Kreuznach Festbrennweiten von 45 - 360 mm Verschluss: mechanischer Sinar Copal Hinterlinsenverschluss 1/60 - 8 sek, selbstspannend Blitzsynchronisation: Anschlusskabel mit Synchronnippel Gewicht: 5,9 kg (ohne Objektiv) Balgenauszug: 4-45 cm, mit Grundrohrverlängerungen und Zusatzbalgen beliebig lang
Bedienungselemente:
Alle Einstellelemente sind sowohl an der Objektiv- und Mattscheibenstandarte baugleich ausgeführt
Der Hinterlinsen Copal Verschluss wurde beim einschieben eine Planfilmkassette über einen Bowdenzug geschlossen, die Kamera war daher sofort aufnahmebereit. Der Lamellenverschluss wurde beim Betätigen des Auslösers gespannt und dann erst ausgelöst.
Die Sinar P2 im Einsatz:
1 = Sinar P2 auf einem schweren Gitzo Stativ 2 = Blitzgeneratoren Broncolor Pulso 4, Leistung 3200 Wattsekunden 3 = Blitzleuchten Broncolor Pulso mit div. Lichtformern 4 = Manfrotto Lampenstative bis 3,6 m Höhe 5 = Willi (Ich) mit Blitzbelichtungsmesser Minolta Flashmeter IV 6 = "Neger" - schwarze Wand zur Vermeidung von Reflexen auf der Maschinenfront
Der Hintergrund wurde dann beim Scannen des Dias in der Lithoanstalt vor dem Druck entfernt (freigestellt).
Für den Transport der gesamten Ausrüstung war ein Kombi-PKW erforderlich. Zur Qualitätskontrolle der Ausleuchtung wurden vor der Aufnahme Polaroid Testschüsse gemacht, erst dann wurden die Dia- oder Farbnegativ Planfilme belichtet.
Eine Planfilm-Doppelkassette für zwei 4x5" Planfilme
Für Weitwinkelaufnahmen konnte der Doppelfaltenbalg gegen einen sackartigen Weitwinkelbalgen getauscht werden, der trotz des kurzen Balgenauszugs bei den Weitwinkelobjektiven die volle Verstellmöglichkeit der Standarten ermöglichte.
Die Weitwinkelobjektive mit Brennweiten von 90 - 47 mm hatten zum Bildrand hin einen starken Lichtabfall, der durch sogenannte "Centerfilter" ausgeglichen werden musste. Diese Grauverlaufsfilter waren am Rand völlig klar und wurden zur Filtermitte hin immer dunkler.
Ein Beispielbild ohne und mit Centerfilter:
Aufnahmedaten: Sinar P2, 4x5" Sinaron 65 mm, links ohne, rechts mit Centerfilter
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großes Kino ! Da läuft einem sofort der Geifer aus den Mundwinkeln......
Vielen Dank für die detaillierte Beschreibung und Legende.
Zu der Balgenkamera: Die Objektiv-Wechsel, erfolgen die durch Bajonett, Schraubgewinde oder Austausch der Trägerplatte?
Zu dem Belichtungsmesser: Wie hast Du die Motiv-Messung gemacht? Konntest Du verschiedene Messpunkte zusammenrechnen (lassen)? Hat das der Belichtungsmesser gemacht oder hast Du per Gehirn die Auswertung vorgenommen?
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
Jedes Objektiv war auf einer eigenen Trägerplatte montiert, die mittels eines Schiebers verriegelt wurde. Auf der Rückseite der Platte ragte nur der Blendenmitnehmer heraus, der Blendenwert wurde ja am Hinterlinsenverschluss eingestellt.
Der Minolta Flashmeter IV Belichtungsmesser konnte Blitz- und Dauerlicht und alle Kombinationen daraus messen. Der Mittelwert aus mehreren Mesungen wurde am Display angezeigt. In der Praxis habe ich aber eine Lichtmessung z. B. links, mittig und rechts am zu photographierenden Objekt gemacht und die Blitzlampen näher oder weiter weg gestellt bis überall der gleiche Blendenwert angezeigt wurde. Leider existiert der Belichtungsmesser aus den 90er Jahren nicht mehr, sonst würde ich ihn hier gerne vorstellen.
Ja, das war eine schöne Zeit mit der analogen Großformatphotographie. Ich habe vor meinem Pensionsantritt auch noch den digitalen Workflow kennengelernt. Das war viel weniger spannend als die Zeit mit eigenhändiger Dia- oder Farbnegativentwicklung in der Dunkelkammer. Nur die Qualität ist heute doch besser geworden als zu den besten Analogzeiten.
Hallo Willi, ich finde ja auch die Wirkung des Center-Filters beeindruckend.
Aber die voll verschieb- und verdrehbare Kamera ist der Hammer. Ich durfte mal vor vielen Jahren einem Architektur-Berufs-Photographen am Berliner Kürfürstendamm beim Photographieren des Gloria-Filmpalastes assistieren. Der hatte auch eine Großformat-Balgenkamera mit diesen Fähigkeiten, War allerdings ein Vorkriegsmodell. Es war beeindruckend, wie alle Verzerrungen und stürzenden Linien bei guter Schärfeleistung wegkompensiert wurden. Das große Kinogebäude war formatfüllend abgebildet. Sogar waren die Parkplätze vor dem Haus von der Polizei gesperrt.
Das war schon aufregend. Ich habe dann später einen 40 x 50 cm SW-Abzug bekommen. Eine sagenhafte Bildqualität, echter Heißhochglanz. Leider ist mir das Photo bei einem Umzug verloren gegangen.
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Passt nicht ganz zum Thema: Manchmal trauert man den Jahren der SW-Selbstentwicklung und Eigenlabor-Bearbeitung nach:
Negativ-Entwicklung in Tageslichtdose, Dunkelkammerbeutel. Dunkelkammer, gelbes Licht, Vergrößerer mit Bildausschnitt und Abwedelung und Stoppuhr, Entwicklerbad, Zwischenwasserbad, Fixier-Bad, Schlusswasserbad, Netzmittel. Heiß-Hochglanztrockung (unerreicht von heutigen Printerpapieren), Büttenschnitt. Ach ja...........
MFG Rainer (Admin)
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
Der ehemalige "Heisshochglanz" früherer Barytpapiere ist heute noch möglich - durch Folierung der Prints mit Hochglanzfolie auf der Kaschiermaschine. Wir haben eine bis 90 cm Breite benutzt. Die Haptik ist genau die gleiche wie bei den früheren SW-Abzügen.
Zum Digitalen Workflow mit der Sinar P2:
Ich konnte 2006 bei einem Seminar einen Test mit dem digitalen Scan Rückteil von Better Light mit der Sinar machen.
Scanfläche: 96 x 72 mm Auflösung: 416 Megapixel = 13.600 x 10.200 Pixel p. Farbe Dateigröße: 794 MB / 48 Bit ISO: 64 - 1000 Scanzeit: ca. 2 Minuten Datenübertragung: SCSI Kabel Preis 2007: ca. 23.000 US Dollar Qualtität: Unbeschreiblich gut
Das Super 10K-HS Scanrückteil wird vor allem in Museen eingesetzt, um beispielsweise Kunstwerke zu fotografieren. Für den mobilen Einsatz ist das Gerät nur bedingt geeignet. Die geringste Erschütterung macht den Scan unbrauchbar. Und die Beleuchtung muss völlig flackerfrei sein, sonst entsehen unschöne Streifen auf dem Bild. Tageslicht-Leuchtstoffröhren z. B. sind wegen der 50 Hz Frequenz nicht verwendbar.
Deshalb ruht die P2 jetzt gut verpackt in ihrem Koffer.
Das mit der Fledermaus trifft den Nagel auf den Kopf! Das Scan-Rückteil tastet zeielenweise ganz langsam von oben nach unten bzw. bei Querformat von rechts nach links ab. Im web findet man Bilder von einem Landschaftsphotographen, der mit einem Scanrückteil Uferlandschaften aufgenommen hat. die Wellen sind dort ganz seltsam verzerrt abgebildet.