in der Frühzeit der Fotografie wurden Innenaufnahmen mit Langzeitbelichtung bewältigt. Dabei mussten die Personen u.U. 20-30 Sekunden starr dasitzen oder dastehen um nicht zu verwackeln. Es gab dafür in den Photo-Studios Gestelle, die hinter den Personen deren Köpfe und Körper fixiern konnten!!!
Bald kam die Verwendung von Blitz-Pulver auf, das vor der Aufnahme angesteckt wurde , zuvor schnell der Kameraverschluß geöffnet wurde. Das Abbrennen dauerte ca. 1/4 - 1/2 Sekunde (eine recht lange Zeit). Es gab zum Abbrennen Gestelle die das Pulver aufnahmen. Es wurden verschiedene Materialien (oft mit Magnesium und Kaliumpermanganat) verwendet. Üblich waren Pulvertütchen, die über eine Lunte gezündet wurden. Der Verschluß der Kamera musste während des relativ langsamen Abbrennens des Pulvers offen sein.
Ein wirkliche Verbesserung brachten Blitzbirnen, die von der Kamera selbst über einen elektrischen Kontakt (größer 3Volt, besser 15 oder 22,5 Volt) ausgelöst wurden, wenn der Verschluß weit offen war. Dabei waren Belichtungszeiten von 1/25 bis 1/30 Sekunde nötig. Es gab bei den elektrisch zündenden Birnen oft Kontakte, die schon kurz vor der Verschlußöffnung den Blitz abfeuerten, um so sicherzustellen dass der langsame Blitz volle Wirkung bringen konnte.
Blaue Birnen waren für Farb-Tageslichtfilme gedacht, klare Birnen für Kunstlichtfilm. Viele dieser Blitzbirnen-Blitzgeräte waren "Kondensator-Blitzer". Über einen Vorwiderstand wurde aus der Blitzgerät-Spannungsquelle ein Kondensator (Elektrolyt-Typ) aufgeladen und ständig geladen gehalten. Der Synchron-Kontakt der Kamera löste dann so aus: Der aufgeladene Elko wurde über die Blitzbirne kurzgeschlossen und definiert entladen, dabei zündete die Blitzbirne. Im WWW findet man wenige Informationen über diese Kondensator-Enladungs-Blitzgeräte (aber im BZF eben doch )
Eine pfiffige Schaltung: Die Blitzbirne kann von der Vorwiderstand-gebremsten Aufladung nicht gezündet werden. Allerdings reicht die im Kondensator gespeicherte Energie, um dann über den Synchron-Kontakt eben doch genügend Entladestrom zu liefern. Und: Es steht immer eine annährend gleiche Zündenergie bereit, eine Überlastung der Batterie wird vermieden.
Später kamen Blitzwürfel auf, die entweder mechanisch (X-Typen) oder elektrisch (F-Typen) ausgelöst wurden und zumeist 4 Birnen zusammenfassten und von der Kamera jeweils um eins weitergedreht wurden. Beim X-Typ löste die Kamera den Blitz aus durch mechanisches Freigeben einer kleinen Schlagfeder im Blitzwürfel, die eine Mini-Explosion in der eigentlichen Birne auslöste. Bei den F-Blitzwürfeln war eine Batterie in der Kamera nötig.
Allerdings wurden solche Würfel (besser Quader) angeboten, die Blitzbirnen in einer Reihe nebeneinander zusammenfassten.
Elektronenblitze brachten eine deutliche Komfortsteigerung. Kein Birnenwechsel, schnelle Blitzfolgezeiten, schneller Blitzablauf. Es konnte (außer bei Schlitzverschlüssen) kurze Belichtungszeiten genutzt werden.
Kameras bekamen getrennte Blitz-Synchronkontakte für Birnen (M) und Elektronenblitz (X). Bei Spiegelreflexkameras wurden Zeiten von 1/25 - 1/60 Sekunden empfohlen, da bei diesen Zeiten der Vorhangverschluß noch voll offen war.
Blitzbirnen (Blitzlampen) wurden in klar weiss (für Kunstlicht- und schwarzweiss-Filme) und blau eingefärbt (für Tageslicht-Farbfilme) angeboten.
Bei einigen sockellosen Blitzbirnen gab es blaue Indikatorpunkte mit Farbwechsel, um Beschädigungen und Gefahren beim späteren Blitzauslösen zu erkennen, mehr dazu bei: https://moments-of-now.com/the-minox-ag-1-flash-unit/
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Hallo Willi, danke für den Hinweis. Mir ist bei weiteren Recherchen aufgefallen, dass die Kondensator-Birnen-Blitze im WWW kaum hinsichtlich ihrer genauen Funktion beschrieben werden. Deshalb habe ich das jetzt in obigen Beitrag ergänzt.
MFG Rainer
Möge die Belichtung immer kürzer als 1/30 Sekunde sein. Aus Negativ wird Positiv.
Die Erklärung der Funktion des Kondensatorblitzes finde ich super. Die Batterie hat immer jahrelang gehalten, weil der Ladestromkreis ja erst mit dem Einsetzten der Blitzbirne geschlossen wurde. Man durfte nur keine neue Blitzbirne in der Fassung stecken lassen, weil sich die Batterie durch den Reststrom (früher Leckstrom) des Elkos nach längerer Zeit vollständig entladen hatte. Ist mir selbst einmal passiert. In den Bedienungsanleitungen wird aber darauf hingewiesen. Siehe Anleitung zum Ikoblitz von Martin:http://www.blende-und-zeit.sirutor-und-c...29&thema=19
Der Vollständigkeit halber hier noch das Prinzipschaltbild eines Elektronenblitzgerätes mit automatischer Regelung der Blitzstärke (Computerblitz).
Nach dem Zünden der Blitzröhre wird das vom Motiv reflektierte Licht mit dem Sensor gemessen und nach erreichen der für die korrekte Belichtung nötigen Lichtmenge der Blitz abgeschaltet. Die Leuchtdauer der Blitzröhre kann dabei im Nahbereich bis auf 1/50.000 Sekunde verkürzt werden. Bei voller Entladung des Kondensators beträgt die Leuchtdauer ca. 1/1000 Sekunde. Bei nicht vollständiger Entladung des Kondensators verkürzt sich die Wiederaufladezeit beträchtlich. Leistungsfähige Elektronenblitzgeräte ermöglichen damit auch Winderbetrieb mit rascher Blitzfolgezeit.
neben den Blitzwürfeln (mechanisch oder elektrisch gezündet) kamen auch Reihen-Blitz-Kartuschen heraus. Z.B. brachte Osram die FlipFlash II Prismatic Blitzbirnen Flash Bar Blitz-Mittel auf den Markt. Hier waren 2 x 4 Birnchen in einer Reihe angeordnet. Nach vier Auslösungen, wurde das Konstrukt aus dem Fotoapparat entnommen, umgedreht und wieder eingesetzt.
Es gab auch weitere Konstruktionen, die untereinander nicht kompatibel waren. So gab es Blitzbirnen-Sets mit 2 x 5 Birnchen nebeneinander, Set umsteckbar, um die Rückseiten-Serie nutzen zu können.
Beispiele: Sylvania Flashbar . Sylvania Super Flashbar 10, hier lagen 10 Birnchen versetzt auf einer Seite, nach 5 Blitzen musste umgedreht werden.
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Sylvania Flashbar 600 / Osram FlipFlash II:
Sylvania Super 10 Flashbar / Sylvania Flashbar:
Alles elektrisch zu zündende Birnchen.
Oben links:FlashBar 600 mit 10 Birnchen für Polaroid One Step 600 Kamera
Oben rechts:Flip Flash II von Osram mit 8 Blitzbirnen.
Unten links: Top Flash mit 8 Einzelblitzzonen. Jeweils bis zu 4 über die Kontaktleisten piezoelktrisch zündbar, dann umstecken. Dafür muss in der Kamera der passende Piezo-Geber vorhanden sein. Durch die Birnchenanordnung wird der "rote Augen-Effekt" vermieden, weil nur die jeweils 4 oberen Birnchen aktiv sind. Auslösung elektrisch über Kamerabatterie oder piezoelektrisch von Kamera (z.B. Agfamatic 508). Ist eines der Birnchen abgebrannt (ausgelöst) worden, ist der dazu gehörige Farbpunkt nicht mehr sichtbar.
Unten rechts:FlashBar mit 5 Birnchen für Polaroid-Kameras.
ich erhielt eine Anfrage was der Unterschied zwischen AG1 und AG3 Blitzlampen (Blitzbirnen) sei.
AG1 und AG3 Blitzlampen sind sockel-los in dem Sinn, dass der Aufbau komplett aus Glas ist mir angeschlossenen kurzen Drahtenden. AG1 und AG3 unterscheidet sich hauptsächlich durch den beabsichtigten Einsatzbereich und Leitzahlen und Farbtemperaturen:
Unabhängig von der AG-Nummerierung sind dieblau gefärbten Birnen für Tageslicht-Filme (Umkehr und Negativ) gedacht. Dagegen sind un-eingefärbte klare Blitzlampen für Kunstlicht (Umkehr und Negativ) vorgesehen.
Nachtrag 2025:
Hier die Daten der AG-Lampen-Varianten und anderer Modelle aus den Jahren um 1966:
AG 1 / AG3 Lampen blau eingefärbt für Tageslicht.
Grüße von Haus zu Haus Rainer (Forumbetreiber)
Aus Negativ wurde Positiv. Pixel sind nicht alles, aber ohne Pixel ist alles nichts. Fotoapparate sind Zeitmaschinen, sie können die Vergangenheit erhalten.